Agile Methoden

Agile Methoden sind im Softwarebereich seit Jahren Gang und Gäbe. Auch im klassischen Projektalltag fallen Begriffe wie Scrum oder Kanban immer häufiger.

Doch oft setzen Projektmanager und Unternehmen agiles Projektmanagement mit Scrum gleich und beschränken sich ausschließlich darauf.

Agiles Projektmanagement ist mehr als nur ein einziger Prozess, denn agile Methoden reagieren auf gleich zwei Kernprobleme:

  • Die Schnelligkeit, in der Projekte heutzutage abgeschlossen werden müssen
  • und dass Abweichungen und Änderungen deutlich öfter als gewünscht vorkommen.

In diesem Artikel teilen wir die bewährten Strategien der weltweit erfolgreichsten Projektmanager für den Einsatz von agilen Methoden für Ihr Team. 

Diese Punkte werden Sie entdecken:

✅ Essentielle Grundsätze zur Maximierung Ihrer agilen Projektmanagementeffizienz

✅ Effektive Strategien, die Sie heute in Ihrem Projektmanagement anwenden können

✅ Praktische Ideen zur Weiterentwicklung Ihrer agilen Projektmanagementtechniken


Definition Agile Methoden

Agile Methoden zielen darauf ab, in kleinen und fokussierten Teams schneller, kollaborativer und effizienter zu arbeiten, um das Unternehmen voran zu bringen. Teams treffen sich in regelmäßigen Abständen, um spezifische Ziele in Angriff zu nehmen. Durch stetige Absprache entsteht ein reibungsloser Prozess. Auch eine aktive Einbindung des Kunden-Feedbacks ist ein ausschlaggebendes Merkmal der agilen Methoden. Feedback hilft beispielsweise dabei, dass der Kunde oder ein Unternehmen seine Wünsche genauer äußern und spezifizieren kann und dadurch Prozesse oder Aufgaben neu strukturiert werden.

Die 7 wichtigsten Merkmale agiler Methoden:

  1. Kundenorientierung: Bedürfnisse des Kunden stehen durch kontinuierliche Einbindung im Mittelpunkt
  2. Iterative und inkrementelle Entwicklung: Produkte werden in kurzen, wiederholten Zyklen entwickelt, die schnelles Feedback und kontinuierliche Verbesserung ermöglichen
  3. Flexibilität und Anpassungsfähigkeit: Agile Teams passen sich proaktiv an Veränderungen an, um die Relevanz und Effektivität ihrer Arbeit zu maximieren
  4. Kollaboration und Selbstorganisation: Teams arbeiten selbstorganisiert und cross-funktional, um gemeinsam Lösungen zu entwickeln und Entscheidungen zu treffen
  5. Regelmäßige Reflexion und Verbesserung: Durch regelmäßige Retrospektiven streben agile Teams kontinuierlich nach Effizienzsteigerung und Optimierung ihrer Prozesse
  6. Artefakte und Praktiken: Spezifische Werkzeuge und Praktiken fördern Transparenz, Kommunikation und das Verständnis für den Projektstatus
  7. Fokus auf technische Exzellenz und gutes Design: Wichtigkeit von Qualität und Design für die langfristige Wartbarkeit und Flexibilität von Produkten

Wann macht der Einsatz agiler Methoden am meisten Sinn?

Der Einsatz agiler Methoden ist besonders sinnvoll in Umgebungen und Projekten, die durch Unsicherheit, Komplexität und schnelle Veränderungen gekennzeichnet sind. In folgenden spezifische Situationen können agile Methoden vorteilhaft sein:

  • Schnell verändernde Märkte: In Branchen, in denen sich Kundenbedürfnisse und Technologien schnell ändern, ermöglichen agile Methoden Unternehmen, schnell auf Trends zu reagieren und innovative Produkte zeitnah auf den Markt zu bringen
  • Projekte mit unsicheren Anforderungen: Wenn zu Beginn eines Projekts nicht alle Anforderungen klar sind oder sich voraussichtlich ändern werden, bieten agile Methoden die Flexibilität, diese Anpassungen zu integrieren, ohne den Projektfortschritt zu behindern
  • Komplexe Projekte: Bei Vorhaben, deren Lösungswege sich nicht leicht vorhersagen lassen, unterstützen agile Methoden durch iteratives Vorgehen die schrittweise Klärung und Lösung komplexer Probleme
  • Kreativitäts- und Innovationsbedarf: Agile Methoden fördern Kreativität und Innovation, indem sie Teams ermutigen, experimentell vorzugehen, schnell Prototypen zu entwickeln und aus Fehlern zu lernen
  • Bedarf an hoher Produktqualität: Durch kontinuierliche Tests, Kundenfeedback und die Betonung technischer Exzellenz tragen agile Methoden dazu bei, die Qualität des Endprodukts zu erhöhen
  • Projekte, die enge Kundenbindung erfordern: Agile Methoden stellen den Kunden in den Mittelpunkt des Entwicklungsprozesses, was besonders nützlich ist, wenn eine enge Zusammenarbeit für den Projekterfolg entscheidend ist

Stacy Matrix für die agilen Methoden


Agile Projektmanagementmethoden im Detail

Im Folgenden stellen wir Ihnen die fünf populärsten agilen Methoden vor. Finden Sie heraus, welcher Ansatz sich am Besten für Sie und Ihr Team eignet.

Scrum

Scrum ist eine Projektmanagement Methode auf Basis des agilen Manifests, die auf kurzen Sprints und der Einbindung von Feedback basiert. Selbstorganisation und flache Hierarchien sind bei dieser agilen Methode an der Tagesordnung und vereinfachen den kompletten Prozess. Trotz viel Selbstorganisation und Freiheiten, gehören einige Regeln, Rollen und Events zum Scrum Projektalltag dazu. Die Rollen sind fest definiert und wechseln während eines Projekts nicht. Bei Scrum sind auch die Events vorausgeplant und immer gleichbleibend, denn diese sorgen für einen reibungslosen Ablauf.

agile methoden scrum infografik über einen sprint

Rollen in Scrum

  1. Scrum Product Owner – stellt und verantwortet die fachlichen Anforderungen des Kunden und priorisiert diese
  2. Scrum Master – ist für den Scrum Prozess verantwortlich und sorgt dafür, dass das Team produktiv an den aktuellen Aufgaben arbeitet
  3. Scrum Team – organisiert sich eigenverantwortlich und ist zuständig für die Erreichung der Ziele und Entwicklung der Software oder Produkte

Events in Scrum

  • Sprint: Das Zeitfenster, in denen ein Ziel erreicht wird. Der Zeitrahmen ist in der Regel kürzer als einen Monat und ist während des gesamten Prozesses der Entwicklung gleichbleibend.
  • Sprint-Planung: Hier trifft sich das gesamte Scrum Team – zu Beginn eines jeden Sprints -,um den kommenden Sprint zu planen.
  • Daily Scrum: 15-minütiges Meeting, welches an jedem Tag des Scrum Sprints stattfindet. Hierbei werden die Erfolge des Vortages und die Erwartungen für die folgenden Tage besprochen.
  • Sprint-Review: Ein informelles Treffen am Ende eines jeden Scrum Sprints, bei dem das Scrum Team sein Ergebnis den Stakeholdern präsentiert und Feedback diskutiert.
  • Sprint-Retrospektive: Ein Meeting, bei dem das Scrum Team über die Abläufe des vorherigen Sprints nachdenkt und daraus Verbesserungen für den nächsten Sprint erarbeitet.

Scrum als agile Methode:

Ideal für: Projekte mit komplexen Produkten, bei denen es wichtig ist, schnell auf Veränderungen reagieren zu können. Scrum eignet sich besonders für Teams, die in iterativen Zyklen (Sprints) arbeiten, um Teile eines Produkts oder Dienstes zu liefern.

Beispielhafter Anwendungsfall: Ein Softwareentwicklungsteam arbeitet an einem neuen Produkt mit unklaren Anforderungen oder erwartet im Laufe des Projekts Änderungen. Durch die Einteilung der Arbeit in Sprints können sie regelmäßig Feedback von Stakeholdern einholen und ihre Ziele entsprechend anpassen. Dies fördert Flexibilität und kontinuierliche Verbesserung.


Kanban

Die Kanban Methode ist eine weitere agile Methode, welche Aufgaben und Prozesse visuell deutlich besser aufbereitet darstellt. Durch Kanban Boards, Kanban Karten und Swimlanes ist es einfacher, alle Aufgaben im Blick zu behalten. Das klassische Modell besteht normalerweise aus drei Spalten, die “To-Do”, “Doing” und “Done” benannt sind. Aufgaben können flexibel verschoben werden und ein Unternehmen kann immer sehen wo der Mitarbeiter aufgabentechnisch steht. So lässt sich direkt erkennen, ob die Aufgaben gut verteilt sind oder ob sich ein Aufgabenstau bildet und man neue Prioritäten für Prozesse setzen muss. Oftmals wird auch ein Limit gesetzt, wie viele Aufgaben nebeneinander bearbeitet werden dürfen, das sogenannte Work-in-Progress Limit. So wird garantiert, dass nicht um Aufgaben herum gearbeitet wird und es seltener zu einer Anhäufung von Aufgaben kommt.

agile methoden kanban board infografik

Wie die meisten agilen Methoden, hat auch die Kanban Methode ihren Ursprung in der Softwareentwicklung. Durch die praktikable Anwendung und gute Übersichtlichkeit von Prozessen und Aufgaben konnte sich die Kanban Methode auch in anderen Bereichen durchsetzen und ist mittlerweile eine anerkannte und geschätzte agile Methode in vielen Unternehmen und Projekten.

Kanban als agile Methode:

Ideal für: Teams, die einen kontinuierlichen Arbeitsfluss verbessern und Engpässe in ihren Prozessen identifizieren möchten. Kanban ist weniger strukturiert als Scrum und erfordert keine festen Iterationen, was es für kontinuierliche Lieferungen und Services ideal macht.

Beispielhafter Anwendungsfall: Ein IT-Support-Team, das an der Bearbeitung von Benutzeranfragen arbeitet. Durch die Visualisierung ihrer Arbeit auf einem Kanban-Board können Teammitglieder den Fortschritt verfolgen, Prioritäten setzen und sicherstellen, dass Ressourcen effektiv zugewiesen werden, um einen gleichmäßigen Arbeitsfluss zu gewährleisten.


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Lean

Die Lean Methode ist eine Art Schlankheitskur für ein Projekt und reduziert Verschwendungen jeder Art. Dabei werden Prozesse in Unternehmen bestmöglich optimiert und Werte ohne jegliche Verschwendung geschöpft. Das Lean Projektmanagement unterscheidet zwischen drei unterschiedlichen Arten von Verschwendung bei Prozessen in Unternehmen.

agile methoden lean infografik

  • Muda: Als Muda werden Aktivitäten oder Prozesse in einem Unternehmen bezeichnet, die keinen Wert schöpfen
  • Mura: Mura sind Verschwendungen und Verluste, die durch unausgeglichene Prozesse entstehen. Mura entsteht durch eine fehlende oder nicht vollständige Harmonisierung von einzelnen Schritten innerhalb eines Prozesses. Als Folge entstehen Warteschlangen.
  • Muri: Muri bezeichnet die unausgewogene Belastung von Mitarbeitern und Maschinen. Nach der Lean Methoden sollten Prozesse weder zu schnell noch zu langsam ablaufen

Lean als agile Methode:

Ideal für: Projekte, die eine Maximierung des Kundenwerts bei gleichzeitiger Minimierung von Verschwendung anstreben. Lean konzentriert sich auf Prinzipien wie die Identifizierung von Wert aus Kundensicht, die Optimierung des Arbeitsflusses und die Schaffung eines Kulturwandels hin zu kontinuierlicher Verbesserung.

Beispielhafter Anwendungsfall: Ein Unternehmen möchte seine Produktentwicklungszyklen beschleunigen, indem es überflüssige Schritte eliminiert und sich auf die Wertschöpfung konzentriert. Dies könnte ein Hardwarehersteller sein, der Produktiterationen beschleunigen möchte, indem er enger mit Lieferanten zusammenarbeitet und Kundenfeedback direkt in den Designprozess integriert.


Dynamic System Development Method

Dynamic System Development Method (DSDM) basiert auf Rapid Application Development (RAD) und hat eine durchgehende Kundeneinbindung als eine der obersten Prinzipien.

DSDM umfasst 9 Prinzipien, die in allen Projekten eingehalten werden sollten und sich für kleine sowie große Projekte eignet.

agile methoden dynamic system development method infografik

Die 9 Prinzipien sind:

  • Der Kunde wird aktiv in die Arbeit und Aufgaben des Teams eingebunden.
  • Die Entscheidungsgewalt liegt beim Team.
  • Eine regelmäßige Lieferung von fertigen Teilprodukten wird angestrebt.
  • Jede Teillieferung muss einen Geschäftswert für den Anwender darstellen. Dies ist auch das relevante Abnahmekriterium (Business-Value-Driven).
  • Eine kontinuierliche und inkrementelle Entwicklung ist notwendig, um eine gute Lösung zu erzielen.
  • Alle Änderungen während des Prozess sind zurücknehm- oder umkehrbar.
  • Anforderungen werden auf einem relativ hohen Niveau festgeschrieben.
  • Testen ist wichtiger Bestandteil des gesamten Prozesses.
  • Die kooperative Zusammenarbeit mit den Kunden ist überaus wichtig.

DSDM als agile Methode:

Ideal für: Projekte, die eine feste Struktur benötigen, aber dennoch agil bleiben möchten. DSDM ist besonders effektiv in Umgebungen, die eine enge Einbindung der Stakeholder und die Einhaltung von Zeit- und Budgetrahmen erfordern.

Beispielhafter Anwendungsfall: Ein Finanzdienstleistungsunternehmen entwickelt eine neue Kundenplattform, die innerhalb eines strengen Zeit- und Budgetrahmens geliefert werden muss. DSDM ermöglicht es dem Team, durch frühzeitige Lieferung von Prototypen und die ständige Einbeziehung von Stakeholder-Feedback, Risiken zu minimieren und die Qualität des Endprodukts sicherzustellen.


Extreme Programming

Extreme Programming ist eine weitere agile Methode und beschreibt im Wesentlichen die Art und Weise wie eine Software programmiert wird. Im Vordergrund dieser agilen Methode stehen agile Prozesse, schnelle Anpassung und sehr kurze Entwicklungszeiten. Als Gerüst für diese agile Methoden zählen:

  • Werte
  • Prinzipien
  • Techniken

agile methoden extreme programming infografik

Einer der Vorteile dieser agilen Methode liegt eindeutig an der schnellen Anpassung an Änderungen. Auf diese Weise wird Software Entwicklung vereinfacht, denn die starren Prozesse werden durch kurze Zyklen mit viel Feedback Input ersetzt. Die aktive Feedback Einbindung wird in jedem Zyklus genutzt, was ausschlaggebend für agile Methoden.

Extreme Programming als agile Methode:

Ideal für: Projekte, die eine hohe Softwarequalität und Anpassungsfähigkeit an Kundenwünsche erfordern. XP betont technische Praktiken wie kontinuierliche Integration, Test-Driven Development (TDD) und Pair Programming.

Beispielhafter Anwendungsfall: Ein Start-up entwickelt eine neue mobile Anwendung, die schnell auf den Markt gebracht werden soll. Durch die Anwendung von XP-Praktiken kann das Entwicklungsteam regelmäßig hochwertigen Code liefern, eng mit Kunden zusammenarbeiten, um deren Bedürfnisse zu verstehen, und schnell auf Feedback reagieren, um das Produkt zu verbessern.


Bewährte Methoden und wichtige Begriffe bei agilem Arbeiten

  • Task Board: Übersicht über die aktuellen Aufgaben, sichtbar für alle Teammitglieder und sollte immer Up-to Date sein.
  • Use Cases: Anwendungsfälle, welche die Anforderungen aus Kundensicht beschreiben
  • Daily-Standup-Meetings: Effiziente Status Meetings, bei der die tägliche Besprechungen aktueller Geschehnisse im Stehen stattfindet
  • Work-in-Progress-Limits (WIP-Limits): Begrenzung von parallelen Aufgaben, um Produktivität zu wahren. Denn arbeitet man an zu vielen Dingen gleichzeitig, kann keiner fokussiert bleiben und wechselt zwischen Aufgaben hin und her.
  • Burn-Down-Charts: Graphische Darstellung des Arbeitsstands und der noch verbleibenden Aufgaben
  • Planning Poker: Dynamisches Verfahren zur Schätzung von Aufwänden, welches auch spielerisch umgesetzt werden kann. Mit speziellen Karten werden Aufwände vom Team geschätzt um eine besseres Einschätzung der Lage zu erhalten.
  • Definition of Done: Klare Festlegung, wann eine Aufgabe als fertiggestellt gilt

Agile Methoden sind ein effektiver Ansatz für Teams, die eine flexible Methode in der Produktentwicklung suchen. Agile Methoden sind nicht mehr nur in der Softwareentwicklung nützlich, sondern können in jeder Branche eingesetzt werden. Das macht Agile Methoden ideal für alle die Zusammenarbeit mit dem Kunden, effektive Teamarbeit, reaktionsfähige Änderungen und natürlich die Qualität der Ergebnisse schätzen.


Nutzen Sie regelmäßig agile Methoden in Ihrem Unternehmen? Haben Sie schon eine Umstrukturierung auf agile Methoden miterlebt? Welche agilen Methoden und Begriffe kannten Sie denn schon? Wir freuen uns wie immer, von Ihnen zu hören.

Bis bald!